Weihnachtsbaum auf Weihnachtsmarkt in Halle (Saale), 2020
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Sven / 27.12.2020

Wenn das Weihnachtsfest zum Maskenball wird

Weihnachten ist das Fest der Nächstenliebe, Besinnlichkeit, Gaben und guter Wünsche. Überall leuchten Weihnachtssterne, Schwibbögen, Weihnachtsbäume und andere Dekorationen in warmen Farben. Doch 2020 ist alles ein bisschen anders. Ein Blick in die Großstadt Halle (Saale).

Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung des Artikels "Weihnachtsspaziergang 2020 - Irgendwas ist anders".

Weihnachtsmärkte sind eine nahezu allseits beliebte Tradition. Der Duft von Glühwein, gebratener Leber, Kräppelchen und anderer Leckereien durchzieht die Stadt, vielerorts sind Weihnachtshits zu hören. Die Menschen schwanken zwischen Einkaufsstress, fröhlichen Zusammenkünften und familiärer Festlichkeit.

In Halle (Saale) - einer Großstadt im südlichen Sachsen-Anhalt mit über 230.000 Einwohnern - ist der Weihnachtsmarkt fester Bestandteil im Kalender. Die Stadt, die u. a. für ihren "größten Sohn", Georg Friedrich Händel, das Salz und die Straßenbahn bekannt ist, verwandelt alljährlich das Stadtzentrum um den Marktplatz in eine weihnachtliche Hochburg.

Blick über den Weihnachtsmarkt in Halle (Saale) mit Weihnachtsbaum und Marktkirche

Auf dem Marktplatz, der sich durch die Straßenbahngleise in die Ost- und Westseite unterteilt, reihen sich Buden verschiedener Couleur aneinander. Vom traditionellen weihnachtlichen Handwerk über Verpflegungsstände ist so ziemlich alles vertreten, was das Herz begehrt. Überall schaut man in strahlende Gesichter, hört fröhliche Kinderstimmen und füllt beinah unbemerkt die Taschen mit Nascherein und Geschenken.

Weihnachtlicher Trubel auf dem Marktplatz in Halle (Saale)

Die Glühweinpyramide und der Weihnachtsbaum überragen alles. Sie leiten die sehnsüchtigen Besucher schon von fern auf den Weg zum Marktplatz.

Für Abenteuerlustige stehen am Hallmarkt, westlich vom Marktplatz gelegen, verschiedenen Fahrgeschäfte zur Auswahl. Normalerweise.

Freizeitspaß auf dem Hallmarkt in Halle (Saale) zum Weihnachtsmarkt

Doch im Jahr 2020 ist alles anders. So turbulent, wie sich das Jahr an sich entwickelte, erging es auch den Plänen zum Weihnachtsmarkt. Noch im Sommer war die Hoffnung da, ein normales Programm anbieten zu können. Schließlich ist hiervon auch ein Wirtschaftszweig betroffen.

Schließlich kam der Herbst und die Situation um die Gesundheit der Bevölkerung entwickelte sich dramatisch. Die Auswirkungen waren sowohl in der gesellschaftlichen Diskussion, als auch vor allem in der Wirtschaft spürbar. Für den Weihnachtsmarkt bedeutete dies, alternative Varianten zu eruieren.

Social Distancing war das Motto. Durch Abstand zueinander füreinander Gutes zu erreichen. Ein Widerspruch zu den üblichen massenhaften Zusammenkünften auf dem Weihnachtsmarkt.

Weihnachtsmarkt am Dreikönigstag 2016, Blick auf das Händel-Denkmal

So kam es schließlich dazu, dass nicht nur der Schnee fehlte, sondern auch der bekannte Trubel auf dem Marktplatz und in vielen Teilen der Innenstadt. Zwischenzeitlich war die Planung soweit, dass der Weihnachtsmarkt auf verschiedene Stationen entzerrt werden sollte, um die Menschenansammlungen zu reduzieren. Halle sollte zur Weihnachtsstadt werden.1

  • 1. Siehe auch: https://dubisthalle.de/opernplatz-hansering-domplatz-halle-wird-weihnachten-zur-weihnachtsstadt (letzter Abruf: 27.12.2020).
Geschmückter Weihnachtsbaum auf dem oberen Boulevard in Halle (Saale)

Wie bereits Wilhelm Busch gesagt haben soll: "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." Schließlich war es der Stadt im Hinblick auf die steigenden Infektionszahlen und damit einhergehenden gesetzlichen Regelungen wie bspw. dem Verbot, Alkohol im öffentlichen Raum zu verkaufen oder zu genießen, nicht möglich, ihre Pläne zu verwirklichen.

Dort, wo sonst viele weihnachtliche Installationen die Bürger und Gäste der Stadt begrüßten, herrschte nun Maskenpflicht. Von weihnachtlicher Stimmung keine Spur. Kein Chris Rea, der verzweifelt auf dem Heimweg ist oder die verzweifelte Liebesbeziehung zur letzten Weihnacht konnte man irgendwo vernehmen. Den Duft von gebrannten Mandeln suchte man vergeblich.

Adventsstraßenbahn auf dem Marktplatz, im Hintergrund das Stadthaus

Das Klingeln und Dröhnen der ebenfalls inzwischen zur Tradition gewordenen Adventsstraßenbahn war nicht zu hören. Durch die Kontaktreduzierung auf maximal fünf Personen konnte sie wohl nicht fahren.

Märchenwald am Eselsbrunnen auf dem Alten Markt

Der Märchenwald, der normalerweise um den Eselsbrunnen am Alten Markt aufgebaut ist, fehlt ebenso. Die Stimmung in der Stadt wirkt verhalten.

Doch ganz ohne Weihnachtsmarkt wollte die Stadt die Weihnachtszeit nicht begleiten. So fehlten zwar die bekannten und beliebten Möglichkeiten zum Schlendern, dafür errichtete die Stadt kleine Nadelwälder.

Ein Wunschbaum, an den jeder seine Wünsche anbringen konnte, wurde aufgestellt. Dazu bestand für Vereine die Möglichkeit, sich vorzustellen.

Informationsstand des Saline-Museums

Wenige Meter vom Wunschbaum entfernt befindet sich eine Hütte, die über das hallesche Salz informiert. In ihr befindet sich der Salzkronleuchter. Dieser ist sonst nur im Halloren- und Salinemuseum anzusehen.

Ratshof mit Weihnachtsbaum und Krippe

Ein Weihnachtsbaum wurde ebenfalls aufgestellt und geschmückt. Zu dessen Fuße ließ die Stadt eine Krippe aufbauen und brachte damit den christlichen Grund für das Weihnachtsfest - die Geburt Jesus Christis - in das Zentrum der Stadt.

Eingangsbereich zum Ratshof mit vier Weihnachtsbäumen

Den Eingangsbereich zum Ratshof zieren vier kleine Weihnachtsbäume und eine rötliche Beleuchtung an der Fassade. Es wirkt alles deutlich kleiner, allerdings auch besinnlicher als sonst. Für einen kleinen Adventsspaziergang hat die Stadt kurzfristig einiges aufgebaut, wenngleich der inzwischen zur Normalität gewordene Weihnachtsmarkttourismus nicht möglich war.

Diese Folgen der besonderen Situation sorgen natülich nicht nur für Freude, auch negative Emotionen und Reaktionen sind die Ergebnisse. Richtig oder falsch gibt es in einer solche Zeit nicht.

Es fehlt, von den Fotos der vergangenen Jahre ausgehend, so einiges - doch das Wichtigste haben wir: uns.

Das Team von Mersografie wünscht euch einen schönen Jahresausklang. Große Feierlichkeiten wird es nicht geben, dafür ist es umso wichtiger, dass wir alle gut in ein gesundes Jahr 2021 starten.

Weihnachtsmarkt 2020 Halle (Saale) mit Blick Richtung Westen